85 Jahre Fernsehen – 45 Jahre Farbfernsehen

Vor 85 Jahren wurde auf der Funkausstellung in Berlin für ein neues Kommunikationssystem geworben. Das war der Startschuss für eines der wichtigsten Medien der Welt – das Fernsehen.

Geburtsstunde des uns heute selbstverständlichen Mediums war der 31. August 1928. An diesem Tag gab das damalige Reichspostzentralamt in Berlin das „neue und künftige Telekommunikations-System“ Fernsehen frei. Auf der fünften Funkausstellung in Berlin, die just am gleichen Tag ihre Tore öffnete, waren bereits erste Eindrücke der neuen Technik zu sehen. Für die Industrie war dies der Startschuss zur Entwicklung von Fernsehgeräten.

Erste Fernsehversuche sind schon ab 1926 dokumentiert. Von da an führte das Telegraphentechnische Reichsamt in Deutschland erste Tests durch. Technisch wurde das Fernsehen zu dieser Zeit noch von der Mechanik bestimmt. Erst im Dezember 1930 zeigte Manfred von Ardenne den ersten vollelektronischen Fernseher. Dieser besaß einen Raster von 100 Zeilen bei 20 Bildwechseln pro Sekunde. Offiziell präsentiert wurde das Gerät dann auf der Funkausstellung 1931.

Bis das erste regelmäßige öffentliche Fernsehprogramm der Welt im Berliner Haus des Rundfunks vorgestellt werden konnte, dauerte es noch bis zum März 1935. TV im heimischen Wohnzimmer gab es damals allerdings noch nicht. Zuschauer mussten sich in den „Fernsehstuben“ ausgewählter Postämter versammeln um das Programm zu verfolgen.

Erst in den 1950er Jahren erlebte das Fernsehen den großen Durchbruch. Im Wiener Hornyphon Werk wurden ab 1951 die ersten Fernsehgeräte für Österreich gefertigt. Die RAVAG, ein Vorläufer des ORF, startete 1952 das erste regelmäßige Programm in Österreich. 1957 gab es schon mehr als eine Million angemeldeter Fernsehgeräte im deutschen Sprachraum. Wieder war es die Funkausstellung, die 1967 mit dem Startschuss zum Farbfernsehen für einen Quantensprung sorgte.

Weitere Meilensteine waren die Einführung des Videotexts bei ARD und ORF 1977 sowie die ersten privaten TV-Sender. Bereits 1990 kündigte sich die wohl größte Innovation seit der Einführung des Farbfernsehens an. Schon damals wurde die HDTV-Plattform gegründet. Bis zur Einführung von HDTV sollte es jedoch noch ein ganzes Stück dauern. Zunächst musste sich das Fernsehen noch aus seinen analogen Fesseln befreien.

Im September 1993 begann das europäische Digital-Video-Broadcast-Projekt (DVB). Der digitale Übertragungsstandard wurde ein voller Erfolg und wird heute weltweit eingesetzt. Bereits ab 1996 gab es die ersten Regelausstrahlungen von digitalem Fernsehen in Deutschland. Mit dessen Durchbruch kam letztlich auch das große Projekt HDTV in Gang und immer mehr Sender stellten HD-Programme bereit.

Mittlerweile steckt das Fernsehen schon wieder mitten im nächsten Wandel. Dieser nennt sich Smart TV und verbindet das lineare Fernsehen mit dem Internet. Auch der Teletext-Nachfolger HbbTV erfreut sich immer größerer Beliebtheit. „Hybrid broadcast broadband TV“, kurz HbbTV, ist ein offener Europa-übergreifender Standard für Hybrid-TV, mit dem sich Fernsehbilder mit Inhalten aus dem Internet verknüpfen lassen. Ähnlich wie beim altbekannten Teletext sind Zusatzinformationen des Programmanbieters abrufbar. Doch statt unansehnlicher Klötzchen können mit HbbTV auch hochauflösende Fotos, Videos und Grafiken präsentiert werden.

Mit 4K oder Ultra HD befinden wir uns bereits auf den nächsten Stufen der Fernseh-Evolution. Bei dieser rasanten Entwicklung bleibt allerdings offen, ob das Fernsehpublikum überhaupt noch in der Lage ist, die bereits im Übermaß angebotenen Innovationen anzunehmen.

LIM. Stv. Franz Kranycan